Die Anforderungen an die moderne Geschäftswelt sind immens. Es wird nicht nur Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefordert, sondern auch die Bereitschaft und Fähigkeit zur Innovation. Zusätzlich prägen die umfassende Digitalisierung und der Einsatz künstlicher Intelligenz, die alle Prozesse enorm beschleunigen und in Unternehmen einen grundlegenden Wandel bewirken.
Diese Entwicklungen gehen einher mit der Erkenntnis, dass die herkömmliche Top-Down-Führung den komplexen Anforderungen der digitalen Wirtschaftswelt an Geschwindigkeit und Flexibilität nicht mehr gerecht wird. Flache Hierarchien treten zunehmend an die Stelle traditioneller Führung, insbesondere in innovativen Unternehmen. Damit einher gehen neue Erwartungen an den Führungsstil sowie die Eigenschaften, die eine erfolgreiche, moderne Führungskraft heute mitbringen muss.
Klassische Führung als Innovationsbremse
Um es präziser auszudrücken: Die sich rasant wandelnde Unternehmenswelt, der Innovationsdruck, die Digitalisierung und die sich verändernden Abläufe innerhalb von Unternehmen haben die Natur der Führung heute verändert. Es wurde erkannt, dass die autoritäre Führung, die auf offizieller Funktion und der dadurch verliehenen Weisungsmacht basiert, bei dem geforderten Tempo und der benötigten Flexibilität eher als Bremse denn als zielführend wahrgenommen wird. Die Top-down-Methode entspricht nicht mehr der Realität, da viele Projekte über Abteilungsgrenzen hinweg in interdisziplinären Teams durchgeführt werden, die in wechselnden Konstellationen arbeiten und kurzfristig auf sich ändernde Situationen reagieren müssen.
Erfahrungen, die viele gemacht haben dürften, zeigen, dass insbesondere in Wissensbranchen die Mitarbeiter oft so gut ausgebildet sind, dass sie an Entscheidungen teilhaben möchten, anstatt lediglich Weisungen von oben auszuführen. Es fühlt sich nicht mehr zeitgemäß an, Anordnungen von jemandem entgegenzunehmen, der zwar hierarchisch höher steht, jedoch nicht unbedingt die fachliche Kompetenz der Teammitglieder besitzt. Mitarbeiter möchten vermehrt als Teil eines Teams an relevanten Entscheidungen beteiligt werden. Fehlt diese Beteiligung, kann dies schnell zu Demotivation führen und das Engagement sowie die Kreativität der Mitarbeiter für das Projekt oder das Unternehmen als Ganzes einschränken.
Führung ohne formelle Autorität als Katalysator
Angesichts des Scheiterns eines bestimmten Konzepts fragen Sie sich möglicherweise, was das Neue ist. Kurz gesagt, der Kontrast zur klassischen Führung ist die sogenannte laterale Führung, die auf wahrnehmbaren Eigenschaften einer Führungskraft und ihrer natürlichen Autorität basiert.
Der Begriff „lateral“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „von der Seite“. Dieser Führungsstil zeichnet sich dadurch aus, dass die Führungskraft nicht durch hierarchische Macht, sondern durch fachliche Kompetenz, Persönlichkeit und Kommunikationsfähigkeit überzeugt. Anders ausgedrückt handelt es sich um eine Führung, bei der die Führungskraft nicht zwangsläufig formale Autorität durch ihre offizielle Funktion über die Mitarbeiter ausübt. Stattdessen beruht laterale Führung auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen sowie der Fähigkeit, andere durch Überzeugungskraft und Inspiration zu leiten.
Was zeichnet laterale Führung im Kern aus?
Obwohl die Persönlichkeit und die natürliche Autorität der „lateralen“ Führungskraft von Bedeutung sind, lassen sich mehrere Schlüsselelemente dieser Form der Führung identifizieren:
- Kommunikation: Eine effektive Kommunikation bildet das Herzstück jeder Führung ohne Vorgesetztenfunktion. Führungskräfte müssen in der Lage sein, klar und überzeugend zu kommunizieren, um das Vertrauen und die Unterstützung ihrer Teams zu gewinnen.
- Beziehungsmanagement: Laterale Führung erfordert den Aufbau und die Pflege von Beziehungen. Dies bedeutet, dass Führungskräfte aktiv zuhören, Empathie zeigen und Konflikte konstruktiv lösen müssen.
- Fachliche Kompetenz: Während hierarchische Führung oft auf der Position oder dem Titel einer Person basiert, setzt laterale Führung auf fachliche Kompetenz. Das bedeutet, dass Führungskräfte hoch qualifiziert in ihrem Fachgebiet sein müssen, um von ihrem Team als Führungsperson anerkannt zu werden und auf Augenhöhe mit den Teammitgliedern zu agieren.
Die drei Grundpfeiler lateraler Führung
Es existieren drei fundamentale Grundlagen, die für eine erfolgreiche Führung ohne Vorgesetztenfunktion unerlässlich sind. Jede Führungskraft sollte an der Entwicklung dieser Pfeiler arbeiten, um langfristig erfolgreich zu sein. Die drei Säulen umfassen:
- Vertrauen: Ohne Vertrauen ist laterale Führung nicht realisierbar. Mitarbeiter müssen ihrer Führungskraft vertrauen, dass sie die richtigen Entscheidungen trifft und im besten Interesse des Teams handelt.
- Respekt: Laterale Führung basiert auf gegenseitigem Respekt. Das bedeutet, dass Führungskräfte den Beitrag jedes Einzelnen anerkennen und wertschätzen müssen.
- Kollaboration: Im Kern der lateralen Führung steht die Zusammenarbeit. Teams müssen kooperieren, um gemeinsame Ziele zu erreichen und die Hauptaufgabe von Führungskräften besteht darin, diese Zusammenarbeit zu fördern und zu unterstützen.
Dies erinnert an ein Buch des US-amerikanischen Managementberaters Simon Sinek mit dem Titel: „Leaders eat last. Why some teams pull together and others don’t.“ Obwohl es nicht direkt zur klassischen Theorie der lateralen Führung gehört, sind wir davon überzeugt, dass die Fähigkeit, sich vor das Team zu stellen, als ‚letzter zu essen‘ und somit die Bedürfnisse der Teammitglieder vor die eigenen zu stellen, eine exzellente Führungskraft auszeichnet.
Das Für und Wider der lateralen Führung
Wie nahezu alles erfordert auch die Führung ohne Vorgesetztenfunktion ein geschicktes Vorgehen. Sie birgt für Unternehmen zahlreiche Chancen, jedoch unter bestimmten Umständen auch Herausforderungen.
Zu den Vorteilen lateraler Führung für Unternehmen gehören insbesondere:
- Flexibilität und Schnelligkeit: Unternehmen können schneller auf Veränderungen reagieren, da Entscheidungen nicht ständig die hierarchische Kette hinauf- und hinuntergehen müssen.
- Innovation: Durch die Förderung von Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen aus verschiedenen Bereichen können innovative Lösungen schneller gefunden werden.
- Mitarbeiterzufriedenheit: Wie bereits erwähnt, fühlen sich Mitarbeiter durch die Augenhöhe mit der Führungskraft und ihre Beteiligung an Entscheidungsprozessen wertgeschätzt. Dies führt oft zu höherer Motivation, Zufriedenheit, Engagement für Projekte oder Unternehmensziele, gesteigerter Effizienz und Produktivität sowie verbesserter Wettbewerbsfähigkeit.
Trotz dieser zahlreichen Vorteile dürfen die potenziellen Stolpersteine der lateralen Führung nicht übersehen werden. Dazu gehören insbesondere:
- Mangelnde Klarheit: Ohne klare Hierarchien kann es zu Verwirrung darüber kommen, wer für welche Aufgaben verantwortlich ist.
- Erhöhtes Konfliktpotenzial: Da klare Autorität fehlt, können Konflikte entstehen, die auf Augenhöhe schwieriger zu lösen sind.
- Hoher Zeitaufwand: Das Aufbauen von Beziehungen, Networking, zahlreiche notwendige Gespräche und die Förderung von Zusammenarbeit können zeitaufwendig sein.
Laterale Führung und Führungskompetenzen sind erlernbar – beispielsweise bei uns im Manager Institut.
Wir sind uns durchaus bewusst, dass einige Menschen scheinbar natürliche Verkaufs- oder Führungstalente besitzen, unterstützt durch eine überzeugende Ausstrahlung und Charisma. Die meisten von uns verfügen jedoch nicht automatisch über diese Gabe und sind daher darauf angewiesen, die erforderlichen Fähigkeiten zu erwerben und ihr natürliches Potenzial weiterzuentwickeln.
Genau dies ist der Zweck und das Ziel unseres Instituts. Bei uns haben Sie die Möglichkeit, Ihre natürlichen Anlagen zu entfalten, Neues zu lernen und sich beruflich weiterzuentwickeln. In Bezug auf Führung bieten wir zwei erstklassige Seminare an:
Im ersten Seminar „Erfolgsfaktor Führungspersönlichkeit“ gewinnen Sie neue Perspektiven auf die für Ihren Führungserfolg entscheidenden Aufgaben und die damit verbundenen Herausforderungen.
Für Führungskompetenzen im Bereich lateraler Führung bieten wir das Seminar „Führen ohne Vorgesetztenfunktion“ an. Hier erfahren Sie, wie Sie den Anforderungen dieser anspruchsvollen Position gerecht werden und Ihr Team erfolgreich führen können – Sie vertiefen also all das, was wie zuvor zum Thema laterale Führung erläutert haben.
In puncto Flexibilität bieten wir beide Seminare als Präsenzseminar, hybrides FLEXINAR®, online LIVEINAR® oder als Inhouse-Training an.
Es bleibt uns nun nur noch, Ihnen einen schönen Rest-Herbst mit allem Drum und Dran zu wünschen. Viel Erfolg bei dem, was Ihnen wichtig ist!
Auf Wiederlesen im Dezember.
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