Liebe Leserin, lieber Leser,
durch den Mangel an Fachkräften fällt es vielen Unternehmen schwer, zeitnah Positionen zu besetzen. Einer aktuellen Meldung der Bundesagentur habe ich entnommen, dass es in Deutschland derzeit gut 700.000 offene Stellen gibt. Insbesondere IT-Spezialisten, Pflegekräfte und Handwerker werden händeringend gesucht. Vor diesem Hintergrund ist Kreativität beim Recruiting gefragt. Die eigenen Mitarbeiter bekommen Prämien für eine Weiterempfehlung, Headhunter werden beauftragt und lustige Recruiting-Videos für Social Media gedreht.
Neben dem Status quo zeigt ein Blick in die Zukunft, dass sich die Lage weiter verschärfen wird. Der geburtenstärkste Jahrgang in Deutschland war das Jahr 1964. Über 1,3 Millionen Menschen wurden in diesem Jahr geboren und feiern im Jahr 2024 ihren 60. Geburtstag. Ein Zeitpunkt, zu dem viele Arbeitnehmer darüber nachdenken, ob sie sich einen frühzeitigen Eintritt ins Rentenalter finanziell erlauben können. Gehen Führungskräfte und Inhaber wichtiger Schlüsselpositionen in Rente, hinterlassen sie eine Lücke. Um diese zu schließen, sollten Sie als Unternehmen vorplanen.
Hilfe, das Team geht geschlossen in Rente!
Im Unternehmen gilt es zu verhindern, dass die Inhaber von Schlüsselpositionen alle der gleichen Altersgruppe angehören. Diversität war in früheren Jahren kein Thema, sodass Führungskräfte häufig Menschen ähnlichen Alters und Erfahrungshintergrunds eingestellt haben. Lange war zudem die Frühverrentung der Standard und wurde vom Staat gefördert. Viele Unternehmen waren froh, preiswert ältere Mitarbeiter loszuwerden. Deshalb gibt es in vielen Firmen kaum noch Menschen im Alter 50 plus. Dabei gilt die Altersgruppe als loyal, verantwortungsbewusst und resilient. Neben diesen Eigenschaften beherrschen Mitarbeiter dieses Alters Themen, die jüngere Mitarbeitende nicht mehr gelernt haben. Oft höre ich davon, dass IT-Rentner mit attraktiven Projektverträgen zurück ins Unternehmen gelockt werden, weil niemand die Programmiersprache Cobol beherrscht. Diese wird „eigentlich“ nicht mehr gebraucht, taucht aber doch sporadisch in einem historisch gewachsenen Legacy-Tool auf.
Diverse Teams sorgen für Innovation
Treffen vielfältige Lösungsansätze und Ideen aufeinander, können zukunftsorientierte Lösungen entstehen. Längst haben Wissenschaft und Praxis erkannt, dass eine divers zusammengesetzte Belegschaft innovativer, produktiver und kreativer arbeitet. Damit ist gemeint, dass Mitarbeitende zusammenarbeiten, die verschiedenen Geschlechtern angehören, einen unterschiedlichen kulturellen Hintergrund mitbringen oder sich in Ausbildung und Lebensalter unterscheiden. Führen Sie ein altersgemischtes Team, haben Sie möglicherweise mit den Generationen Y und Z zu tun, aber auch mit Babyboomern. Vielleicht gibt es sogar Mitarbeiter im Rentenalter, die für ausgewählte Projekte oder eine Urlaubsvertretung zurückkommen.
Gehören Menschen aus unterschiedlichen Altersgruppen zum Team, kann jeder individuelle Stärken, seine Erfahrung und Kompetenz einbringen. Bei jungen Mitarbeitenden liegt die Ausbildung nicht lange zurück, sodass sie neue Erkenntnisse und oft internationale Erfahrung mitbringen. Zudem sind Sie im Durchschnitt technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossener. Sie haben weniger Berührungsängste, wenn es um digitale Anwendungen wie Augmented Reality oder künstliche Intelligenz geht. Ihr Wissen beruht auf eigener Erfahrung und lässt sich nicht durch Lehrbücher ersetzen. Generell ist ihre fluide Intelligenz höher, da diese ab Mitte 20 bereits abnimmt. Im Gegensatz dazu kann die kristalline Intelligenz auch im höheren Alter noch zunehmen und wird von Erfahrung gespeist.
Mit Reverse Monitoring das Team stärken
Ältere Mitarbeitende haben in ihrer beruflichen Laufbahn schon viele Probleme gelöst und Krisen bewältigt, sodass sie aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen können. In der Summe kommen unterschiedliche Perspektiven, Lebenserfahrungen und berufliche Hintergründe zusammen. Daran zeigt sich, dass nicht nur die jüngeren von den älteren Mitarbeitenden lernen. So kann ein Projekt mit Reverse Mentoring ältere Mitarbeiter mit Mentoren im Alter unter 30 Jahren zusammenbringen. Der Ansatz passt bestens zur neuen Unternehmenskultur lernender Organisationen, die sich dem Austausch von Wissen innerhalb des Unternehmens verschrieben hat. Reverse Monitoring kann das Arbeitsklima verbessern, wenn Hierarchien aufbrechen und die „Begegnung auf Augenhöhe“ möglich wird. Ein besseres Verständnis der Generationen füreinander wächst, weil sie die Perspektive der anderen besser verstehen. Zudem entwickelt sich eine Employer Brand, die auch ältere Mitarbeiter sichtbar macht. Das kann auf Bewerber sympathischer wirken.
Teambuilding über alle Altersklassen
Die Ausstattung der Arbeitsplätze und die Arbeitszeitmodelle sollten unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigen. Genauso wichtig ist ein regelmäßiger und offener Austausch im Team. Dann müssen Sie als Führungskraft die Balance finden zwischen jüngeren Mitarbeitern, die anspruchsvoll ihr Recht einfordern, gehört zu werden und zurückhaltenden älteren Mitarbeitenden. Nur wenn Sie allen Gruppen gerecht werden, können Sie ein funktionierendes Team aufbauen. Gegenseitiger Respekt ist ein wichtiger Baustein für erfolgreiche Teams. Im Idealfall sind alle interessiert, von den Erfahrungen und Perspektiven ihrer Kollegen zu lernen, unabhängig von Alter oder Hierarchiestufe. Maßnahmen des Teambuildings können dazu beitragen, wechselseitige Vorurteile und Stereotypen zu bekämpfen.
Gesunde Arbeitsplätze für jedes Alter
Angebote für die Gesundheit der Mitarbeiter passen für ältere Mitarbeiter, die ihre Arbeitskraft erhalten wollen, ebenso wie für junge Menschen, die Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance legen. Ergonomische Verbesserungen von Arbeitsplätzen kommen ebenfalls allen Altersgruppen zugute. Wer schon als junger Mensch an einem höhenverstellbaren Schreibtisch arbeitet, schont seinen Rücken. Haben ältere Mitarbeitende bereits ein Rückenleiden, erleichtert ihnen der Wechsel zwischen Stehen und Sitzen ebenfalls den Arbeitsalltag.
Sie möchten herausfinden, welche positive Wirkung Sie als Führungskraft auf die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter ausüben können? Dazu lege ich Ihnen das Seminar „Führung und Mitarbeiter-Gesundheit“ ans Herz. Sie lernen darin, wie Sie Belastungen für Ihr Team reduzieren können. Zudem bekommen Sie wertvolle Impulse, wie Sie Ihre Mitarbeiter zu einem gesünderen Verhalten anregen können. Damit fördern Sie die Leistungsbereitschaft sowie die Zufriedenheit Ihres Teams. Dazu gehören flexible Arbeitszeitmodelle, die vielleicht einen sanften Übergang in den Ruhestand ermöglichen. Wer schon vor dem Renteneintritt in Teilzeit gearbeitet hat, kommt vielleicht eher zurück und arbeitet weiter Teilzeit. Mit attraktiven Arbeitszeitmodellen lassen sich auch junge Mitarbeiter gewinnen, die an einem Sabbatical interessiert sind oder vorübergehend ihrer Familie mehr Zeit widmen möchten.
Weiterbildung für altersgemischte Teams
Für Führungskräfte, die das volle Potenzial ihrer multigenerationalen Teams entfalten und deren Motivation fördern möchten, empfehle ich unser neues Seminar „Führung von multigenerationalen Teams„. In diesem Seminar lernen Sie nicht nur, Mitarbeiter verschiedener Altersgruppen zu leiten, sondern auch, wie Sie ihre unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorlieben berücksichtigen können, um eine motivierte und produktive Arbeitsumgebung zu schaffen.
Angebote für die individuelle Planung der Laufbahn und Weiterbildung sind für altersgemischte Teams wichtige Faktoren. Dabei gilt es, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Altersgruppen im Blick zu haben. So bevorzugen Vertreter der Generation Z eher Onlineschulungen und Lernvideos, während viele Mitarbeiter im Alter 50 plus eine Schulung in Präsenz vorziehen. Grundsätzlich sollte das technische Verständnis aber nicht am Alter festgemacht werden. Mitunter stehen digitale Vollprofis mit Ende 50 jungen Leuten gegenüber, die Berührungsängste mit der neuesten Technik haben. Weiterbildung sollte allen offenstehen, auch Mitarbeitern, die nur noch wenige Jahre bis zur Rente arbeiten werden.
Bei uns im Manager Institut kann sich jeder nach seiner Vorliebe weiterbilden. Sie finden bei uns Schulungen als Präsenzkurse vor Ort und rein online als LIVEINAR®. Und so wie Sie vielleicht hybrid, im Wechsel zwischen Büro und Homeoffice arbeiten, haben wir ein FLEXINAR® im hybriden Mix sowie E-Learnings in Form von Web Based Trainings (WBT).
Stehen im Unternehmen Veränderungen an, lassen sich diese mit altersgemischten Teams oft leichter angehen. So können jüngere Teammitglieder ihre älteren Kollegen dabei unterstützen, neue Technologien anzuwenden. Umgekehrt stabilisieren die Silver Surfer mit ihrer Erfahrung und Gelassenheit das Team in Zeiten der Veränderung.
Ihr
Oliver Haberger
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer |