Die einen verbinden den Austausch in den sozialen Medien nur mit Cat Content, während andere das Potenzial für Employer Branding und Social Recruiting längst erkannt haben. Die Employer Brand, also die Arbeitgebermarke, wird immer wichtiger.
Sind Unternehmen in Social Media aktiv und sichtbar, können sie die Plattformen für das Social Recruiting nutzen und ihre Arbeitgebermarke stärken. Dabei ist wichtig zu wissen, dass Menschen gerne anderen Menschen zuhören und ihnen vertrauen.
Dieser Logik folgen auch die Algorithmen der Social-Media-Plattformen. Sie geben menschlichen Inhalten mehr Sichtbarkeit als dem Content von Organisationen. Daher motivieren immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeitenden und Führungskräfte, sich als Markenbotschafter zu engagieren. Diese Markenbotschafter werden auch Corporate Influencer genannt. Im Idealfall geht ein Mitglied der Geschäftsführung mutig voran und wird mit authentischen Inhalten zum Social CEO. Nehmen Sie bitte den Begriff Social CEO nicht zu wörtlich: Social-Media-affine Geschäftsführer sind genauso im Mittelstand zu finden.
In Social Media die eigene Arbeit und die Themen der Organisation zu präsentieren, gehört längst zu den Aufgaben der Unternehmensführer. Dabei kommunizieren die Social CEOs öffentlich mit Stakeholdern wie Journalisten, Kunden, Geschäftspartnern und den eigenen Mitarbeitenden. Durch die Corona-Pandemie hat sich der Austausch über Social Media intensiviert und verstärkt nach innen gerichtet.
Ein Risiko für den Social CEO und das Unternehmen besteht darin, dass sich private und berufliche Themen überschneiden können. In dem Zusammenhang gilt es die feine Linie zwischen privat und persönlich zu beachten. Urlaubsfotos vom Strandurlaub sollten tabu sein. Indem ein Social CEO seine private Meinung äußert und Haltung beweist, kann er seine Persönlichkeit zeigen. Doch darf er das? Und was passiert, wenn seine Äußerungen dem Unternehmen schaden?
Ein weiteres und sehr aktuelles Beispiel zum Thema „Social CEO“ stammt ebenfalls aus der Automobilbranche und zeigt die Risiken mit Wucht. Herbert Diess war bis August 2022 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG. Auf Plattformen wie LinkedIn und Twitter wurde er zum Gesicht hinter der Marke, als er aus seinem Arbeitsalltag berichtete und die Produkte von VW in Szene setzte. Als er VW verlassen hat, hat er möglicherweise einen Teil seiner Reichweite mitgenommen. Ein ähnliches Problem hatte SAP, als Bill McDermott Ende 2019 das Unternehmen verließ. Im Falle von SAP konnte Nachfolger Christian Klein die Schuhe nahtlos füllen.
Statt nur eines Social CEO engagieren sich dann mehrere aus der sogenannten „C-Suite“. Das ermöglicht gleichzeitig eine größere Themenvielfalt, wenn der CFO die neuesten Bilanzzahlen analysiert und der CTO Projekte der Digitalisierung fachkundig erklärt. Auch können sich die hochrangigen Corporate Influencer gegenseitig Bälle zuwerfen – und so den öffentlichen Dialog interessanter gestalten. Arbeiten Sie für ein mittelständisches Unternehmen? Bei Ihnen könnte die Leiterin der Forschungsabteilung oder der Personalchef als Aushängeschild aufgebaut werden. Das setzt voraus, dass diese Interesse und Begeisterung für den Dialog in Social Media mitbringen.
Wer sich heute bewirbt, nutzt das Internet und speziell Social Media, um sich über den künftigen Arbeitgeber zu informieren. Die Art, wie Mitarbeitende sich im Netz äußern und ob es beispielsweise einen Social CEO gibt, ermöglicht den Kandidaten einen ersten Einblick in die Unternehmenskultur. Corporate Influencer und Social CEOs gelten als glaubwürdige Markenbotschafter:innen. Daher sind Social-Media-Kanäle eine wichtige Ergänzung der Website mit Karriereseite. Selbst wenn ein Kandidat von einem Headhunter angesprochen wird, informiert er sich üblicherweise dennoch in LinkedIn & Co. über das Unternehmen.
Herzliche Grüße
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer